Du kennst das.
Du strickst einen Pullover oder eine Jacke und hast entweder nicht das
zur Anleitung passende Material, oder die Anleitung hat die falsche Größe.
Hast du nur ein Muster und möchtest daraus dein eigenes Lieblingsstück
machen? Ohne Anleitung?
Versuchst du dann, in irgendeiner Anleitung einen in etwa passenden
Schnitt zu finden?
Wie kommst du dann zu einer passenden Armkugel?
Vor allem. Wie schaffst du es, dass die Armkugel in dein Armloch passt
und keine Falten wirft beim Einnähen?
Oder Horror! Du musst den Ärmel wieder raustrennen und aufribbeln.
So wie ich, als ich diesen Pulli gestrickt habe.
Pinterest Pulli mit Armkugel
Für den habe ich sage und schreibe fünf Ärmel gestrickt, bis das so war
wie auf dem Bild.
Und dass das nicht geklappt hat, lag nicht am Armloch
und nicht an der Armkugel. Die passte jedes Mal rein in
den Armausschnitt.
Sondern an der Weite vom Ärmel.
Wie weit muss der Ärmel sein?
Die Form vom Ärmel muss zum Rest vom Pullover passen.
Das war mein Problem.
Die ersten beiden Ärmel waren viel zu weit. Also raustrennen, aufribbeln
und dritten Ärmel stricken.
Der war zu eng. Wieder auftrennen.
Der vierte Ärmel saß endlich so, dass es zum Rest vom Pullover passte.
Leider kann ich dir keine Formel nennen, mit der du ausrechnen kannst,
wie weit dein Ärmel am Oberarm sein muss, damit er zum Modell passt.
Der Ärmel muss dir gefallen und du musst dich darin wohlfühlen.
Hast du Vorder- und Rückenteil fertig? Nähe oder hefte sie zusammen und
probiere es an. Ziehe etwas darunter an, von dem du meinst, die Ärmelweite
könnte zum Modell passen.
Achte dabei darauf, wo dein Armloch anfängt. An der Stelle muss deine
Armkugel anfangen.
Arbeitest du nach einer Anleitung? Messe die Angaben aus der
Schnittzeichnung an deinem Körper nach.
Eine ganz praktische Methode ist es, wenn du dein Rückenteil um deinen
Oberarm legst und mit einer Stecknadel in der Weite absteckst, die du an
der Stelle als bequem empfindest.
Als Richtwert für die Ärmelweite gilt:
- nicht weiter als das Armloch hoch ist
- nicht enger als der Umfang vom Oberarm
Das gilt für alle glatt eingesetzten Ärmel mit Armkugel. Damit erhältst
du die Maschenzahl, die du für die Abnahmen deiner Armkugel verteilen
musst.
Die Weite vom Ärmel am Oberarm ist wichtig. Sie entscheidet darüber, wie
hoch deine Armkugel werden muss.
Wie hoch wird die Armkugel?
Das könntest du natürlich berechnen. Zum Beispiel mit der
Pythagoras-Armkugel von Angela.
Dafür brauchst du den Umfang des Armloches, den du nur am fertigen
Rücken- oder Vorderteil messen kannst. Ich persönlich finde das schwierig
und ungenau. Bei einem dehnbaren, gestrickten Armloch mit dem Maßband
einmal rund herum zu messen?
Das ist eher eine Schätzung als eine Messung. Und was heißt das für die
Höhe der Armkugel?
Pauschal zu sagen, die Armkugel ist mindestens 2 cm kürzer als die
Rückenhöhe, wie Kerstin ist mir ebenfalls zu ungenau.
Dabei wird nicht die Weite vom Ärmel berücksichtigt. Das musst du aber,
denn je weiter der Ärmel umso flacher die Armkugel. Das siehst du hier in
der Skizze.
Pinterest Weiter oder enger Ärmel
Steht der Ärmel senkrecht zum Armloch, wie an einem T-Shirt, ist der
Ärmel so weit, wie dein Armloch hoch ist. Diese Armkugel ist dann so hoch
wie der Unterschied zwischen Oberweite und Schulter.
Brauchst du dann noch ein Armloch mit einer Rundung oder strickst du
gleich einen gerade eingesetzten Ärmel?
Du musst also die Weite vom Ärmel beachten, um die Höhe der Kugel zu
bestimmen.
Schau dir an, wie der Ärmel später ins Armloch eingenäht wird.
Pinterest Die Armkugel passend zum Armloch
Der obere Bereich der Armkugel wird an die Schulterpartie genäht. Um so
viel kürzer muss deine Armkugel sein.
Bei der Verteilung der Abnahmen nimmt der flache Teil der Armkugel etwa
ein Drittel der Ärmelweite ein. Um diesen Betrag muss die Armkugel niedriger
sein, als dein Armloch.
Die Mitte des Ärmels wird bei Stricksachen genau an der Schulternaht
angenäht.
Die Armkugel ist um 1/6 der Ärmelweite niedriger als das
Armloch.
Jetzt bist du bereit, aus Höhe und Breite der Armkugel die Abnahmen zu
bestimmen.
So bestimmst du die Abnahmen für die Armkugel
Im Bereich unter dem Arm wird die Armkugel Masche für Masche mit dem Armloch
verbunden.
Das siehst du später beim Einnähen
der Armkugel in das Armloch.
Den Anfang der Abnahmen für die Armkugel strickst du gleich wie
am Armloch.
Der obere Teil von deinem Ärmel muss später senkrecht zum Armloch
eingenäht werden.
Dieser Teil ist 1/3 der Weite von deinem Ärmel am Oberarm. Das hast du
für die Höhe der Kugel bereits berücksichtigt.
Dieses Drittel nimmst du nicht auf einmal ab. Sonst würdest du eine
unschöne Ecke erhalten.
Die Hälfte der Maschen kettest du ab, den Rest verteilst du auf 2-3
Abnahmestufen.
Wie das praktisch geht, zeige ich dir nachher noch an einem Beispiel.
Teile deine Ärmelweite durch drei
Die Maschen für das obere Drittel sind verteilt. Bleiben jeweils 1/3 für
rechts und links, von denen du die ersten Abnahmen wie am Armloch
strickst.
Deine restlichen Maschen vom Ärmel verteilst du jetzt auf die
verbleibenden Reihen.
Ich zeige dir ein praktisches Beispiel.
So verteilst du die Maschen auf die Reihen
Deine Armkugel wird 44 Reihen hoch und 69 Maschen breit.
Für den Bereich der Schulter brauchst du 1/3 der Ärmelbreite. Das sind 23
Maschen. Die Hälfte davon kettest du am Schluss ab.
Hier berücksichtigst du gleich, dass du eine ungerade Maschenzahl hast
und kettest 11 Maschen ab.
Den Rest des oberen Drittels verteilst du auf 2 Abnahmen an beiden Seiten
der Armkugel.
Die restlichen 6 Maschen je Seite nimmst du in 2 Stufen ab. Entweder 2 X
3 Maschen oder 1 X 2 und 1 X 4 Maschen.
Schau dir die Abnahmen von deinem Armloch an. Hast du das Armloch aus
einer Anleitung verwendet, nimmst du diese Abnahmen. Hast du dein Armloch
selbst ausgerechnet, zum Beispiel mit meiner 5-Stufen-Methode, verwendest
du diese Abnahmen.
Im Beispiel sind die Abnahmen für das Armloch 1 X 3 M, 2 X 2 M, 4 X 1 M
jede 2. Reihe.
Die letzte Stufe der Abnahme lässt du weg und verteilst die verbliebenen
Maschen auf die restlichen Reihen.
Schau dir an, was wir schon haben.
Armkugel |
Abnahme |
Reihen |
Maschen |
Abnahmen vom Armloch |
1 X 3 M, 2 X 2 M jd. 2. R |
= 6 R |
= 14 M |
Oberes Drittel abketten |
11 Maschen abketten |
= 2 R |
= 11 M |
Oberes Drittel abnehmen |
1 X 2 M, 1 X 4 M jd. 2. R |
= 4 R |
= 12 M |
Rest der Armkugel |
noch verteilen
|
32 R |
32 M |
Jetzt musst du die verbliebenen 32 Maschen gleichmäßig auf beiden Seiten
abnehmen. Das ergibt für die Abnahme beidseitig 16 X 1 M jd. 2.
Reihe.
Deine Armkugel ist fertig.
In Strickrichtung Hast du jetzt für deine Abnahmen:
- 1 X 3 M, 2 X 2 M jd. 2. R
- 16 X 1 M jd. 2. R
- 1 X 2 M, 1 X 4 M jd. 2. R
- die restlichen 11 Maschen abketten
- = 69 Maschen auf 44 Reihen.
Jetzt hast du eine Armkugel, die genau in dein Armloch passt und bei der
die Weite des Ärmels optimal auf die Höhe verteilt ist.
Schon kannst du den Ärmel in das Armloch nähen.
So nähst du den Ärmel in das Armloch
Nähst du einen Ärmel, zum Beispiel für eine Bluse ein, empfiehlt Müller & Sohn, den Ärmel erst an das
Oberteil zu nähen und danach die Seitennaht des Oberteils in einem Zuge
mit der Längsnaht des Ärmels zu schließen.
Bei Strickstücken halte ich das nicht für praktikabel.
Wenn jetzt etwas mit dem Sitz des Ärmels nicht stimmt, musst du die
Seitennaht wieder auftrennen.
Und du nähst bestimmt genau so gerne zusammen wie ich.
Schließe erst die Schulternaht und die Seitennaht.
Nähe zuerst Schulternaht und Seitennaht von Vorder- und Rückenteil
zusammen und schließe die Längsnaht des Ärmels.
Dann legst du den Ärmel auf die Hälfte und markierst die Mitte der
Armkugel. Stecke diesen Punkt auf die Schulternaht.
Stecke Längsnaht und Seitennaht aufeinander und verbinde die ersten
Abnahmen von Ärmel und Armloch ebenfalls mit Nadeln.
Pinterest Armausschnitt und Armkugel sind eine Einheit
Wenn du jetzt den oberen Bereich der Armkugel im Armloch feststeckst,
dann passt der mittlere Bereich perfekt in das Armloch. Du kannst diesen
Teil der Armkugel etwas einhalten, dann fällt der Ärmel besser.
Bevor du mit dem Einnähen anfängst, ist es sinnvoll den Pullover oder die
Jacke einmal über zu ziehen und den Sitz des Ärmels am Körper zu
überprüfen.
Überprüfe den Sitz des Ärmels an deinem Körper.
Achte darauf, ob der Ärmel im vorderen und hinteren Bereich glatt sitzt
und keine Falten wirft.
Sollte das der Fall sein, löst du am Besten an dieser Stelle die Nadeln
und steckst den Ärmel so fest, dass die Falten verschwinden.
Hat dein Ärmel im vorderen Bereich zu viel Weite, kannst du auch die
Mitte des Ärmels an der Schulternaht etwas nach hinten verlegen.
Bei Ärmeln aus Stoff ist die hintere Armkugel auch breiter als die
vordere.
Bist du mit deiner Anprobe zufrieden, kannst du den Ärmel einnähen.
Ich persönlich nähe alles mit Matratzenstich zusammen.
Ich habe leider keine Anleitung gefunden, mit der ich zufrieden bin.
Außer in meinen Büchern. Ich werde dir dazu nochmal einen extra Artikel
schreiben.
Damit das besonders einfach geht mache ich eine Randmasche mit doppeltem Knötchenrand oder Nahtrand und stricke die Abnahmen ein bis zwei Maschen vom Rand entfernt.
Jetzt weißt du, dass die Armkugel zum Armloch und zur Ärmelweite passen
muss, damit dein gestrickter Pullover perfekt sitzt.
Es ist nicht leicht, eine Armkugel ohne Anleitung zu
stricken. Doch mit diesen Tipps ist es machbar.
Wie strickst du eine Armkugel ohne Anleitung? Oder hast du noch Fragen?
Schreib mir einfach einen Kommentar.